Michael Korn: Stellungnahme zur Anfrage von Thomas Wolf (Bewertung von Unterlagen der Wohnungsbauförderung)
Das Stadtarchiv Solingen arbeitet derzeit mit
folgendem Modell:
Angesichts des geringen Aussagewertes und der großen Zahl der Einzelakten
scheidet eine Komplettübernahme aus. Eine Sample-Bildung wird im Stadtarchiv
Solingen aus grundsätzlichen Erwägungen heraus nicht vorgenommen, jedoch gilt
das Interesse den besonderen Fällen:
Um diese aus der großen Masse des Schriftgutes herauszufiltern, haben wir
Anfang 2002 gemeinsam mit der Solinger Wohnungsbauförderung Kriterien
erarbeitet, anhand derer die Mitarbeiter der Wohnungsbauförderung potentiell
archivwürdige Akten bereits bei der Bearbeitung kennzeichnen. So können diese
Akten, nachdem sie für die laufende Tätigkeit nicht mehr benötigt werden und
die Aufbewahrungsfristen abgelaufen sind, einfach von den sonstigen Akten
separiert werden.
Hierzu ein Auszug aus dem gemeinsam erstellten Handzettel für die Mitarbeiter
der Wohnungsbauförderung:
"Eine Archivwürdigkeit wird in der Regel eher bei den Hausakten, weniger
bei den Finanzierungsakten anzunehmen sein. Aber auch bei den Hausakten wird der
absolut überwiegende Teil nicht archivwürdig sein, so daß eine entsprechende
Kennzeichnung immer die Ausnahme darstellt.
A. Kennzeichnung durch jeden Bearbeiter selbst
Vom jeweiligen Bearbeiter selbst sind solche Akten zu kennzeichnen, die
mindestens eines der folgenden Kriterien beinhalten:
1. Gerichtsverfahren vor dem Oberwaltungsgericht Münster (OVG),
2. soziale Problembereiche, z.B. Hasseldelle, Fuhr,
3. häufigere Nennung des Falles in Presse (nur bezogen auf die Tätigkeit der
Wohnungsbauförderung);
B. Kennzeichnung in Absprache mit dem Abteilungsleiter
In Absprache mit dem Abteilungs- bzw. Dienststellenleiter sind solche Akten zu
kennzeichnen, die mindestens eins der folgenden Kriterien beinhalten:
1. Zeittypisches in Auswahl, z.B. Wiederaufbau, Spar- und Bauverein 1950/60er,
Großsiedlungen 1970er, kleinere Siedlungen 1980er,
2. Besonderheiten, z.B. Siedlungen wie Börkhauser Feld, besondere Fördermittel,
Niedrigenergiehäuser, etc."
Natürlich ist bei dieser Vorauswahl durch die Sachbearbeiter von einem gewissen
Schwund an archivwürdigem Material auszugehen; ohne die Vorauswahl hätten wir
jedoch weiterhin eine Kassationsquote nahe 100 Prozent.
Die praktischen Erfahrungen sollen ca. ein Jahr nach Einführung erstmals
evaluiert werden. Die vergleichsweise geringe Zahl an Unterlagen der allgemeinen
Verwaltung sowie sonstiges Schriftgut werden gesondert vom Stadtarchiv auf ihre
Archivwürdigkeit hin bewertet.