Martin Früh und Andreas Pilger: Die Archivierung von Unterlagen über Bauvorhaben des Landes Hessen
Mit der "Archivierung von Unterlagen über Bauvorhaben des Landes Hessen" beschäftigten sich die am Hessischen Staatsarchiv Marburg ausgebildeten Archivreferendare Andreas Pilger und Martin Früh (36. Wissenschaftlicher Kurs der Archivschule Marburg) in ihrer Transferarbeit für die Archivarische Staatsprüfung. Mit der Anregung der hessischen Archivdirektorenkonferenz, dieses Thema zum Gegenstand einer Transferarbeit zu machen, war der Wunsch nach einer gründlichen Aufarbeitung dieses auch außerhalb Hessens bislang wenig bearbeiteten Terrains verbunden; gilt doch die Bauverwaltung nach einem Diktum Robert Kretzschmars als "schwierigere Kundschaft der Archive". Schwierigkeiten ergeben sich insbesondere dadurch, daß nach den Dienstanweisungen für die Bauverwaltungen aller Bundesländer die wichtigsten Plan- und Ausführungsunterlagen "dauernd" im Bauamt aufzubewahren sind, was die Bildung von Behördenarchiven begünstigt und eine plan- und verantwortungsvolle Archivierung verhindert.
Die Transferarbeit unternimmt es erstmals, die Geschichte und Organisation der staatlichen Bauverwaltung in Hessen seit 1945 – auch in Abgrenzung zur kommunalen Bauaufsicht einerseits und zum landeseigenen "Liegenschaftsbetrieb" Hessisches Immobilienmanagement andererseits - kurz darzustellen, wobei nicht nur die äußere Verwaltungsgeschichte, sondern auch die interne Organisation der Behörden zur Sprache kommt. Sie beleuchtet dann das verwaltungstechnische Verfahren bei der Durchführung staatlicher Bauvorhaben, wie es sich, durch entsprechende Vorschriften detailliert geregelt, im Zusammenspiel unterschiedlicher Behörden und Behördeninstanzen (Finanzministerium, Oberfinanzdirektion, Staatsbauamt, nutzender Verwaltung und kommunaler Bauaufsichtsbehörde) vollzieht. Gezielt vorgenommene Behördenbesuche boten die Möglichkeit zur Untersuchung des im Rahmen dieses Verfahrens anfallenden Schriftgutes in seinen jeweiligen Organisationsformen und, damit einhergehend, zur Feststellung eventueller Mehrfachüberlieferung bei den verschiedenen Registraturbildnern.
Die vorangegangenen Analysen bilden die notwendige Voraussetzung für die archivische Bewertung der hessischen Staatsbauüberlieferung. Die Arbeit ermittelt in dieser Hinsicht zum einen generell die überlieferungswürdigen Registraturbildner, zum anderen entwickelt und diskutiert sie Kriterien zur Feststellung des Überlieferungswerts konkreter Einzelprojekte der staatlichen Bauverwaltung. Neben dieser Form der horizontalen und vertikalen Bewertung werden im Kontext der Überlieferungsbildung schließlich auch die oben erwähnten rechtlichen Schwierigkeiten angesprochen und Vorschläge zu ihrer Beseitigung unterbreitet. Ein Referenzmodell für das Vorgehen bei der Archivierung staatlicher Bauunterlagen, das am Schluß der Arbeit steht, soll die Umsetzung des Erarbeiteten in die Archivpraxis vorbereiten.
Die Transferarbeit kann in der Bibliothek der Archivschule Marburg eingesehen werden. Eine Volltextversion steht auf den Internet-Seiten des Hessischen Staatsarchivs Marburg zur Verfügung.
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