Axel Koppetsch: Erneute Replik (Bewertungskriterien für Sachakten)  

Dem Kollegen Kahlfeld ist insofern prinzipiell zuzustimmen, als eine Debatte um die Berücksichtigung konservatorischen Aufwands bei der archivischen Bewertung in der Tat "schlafende Hunde wecken" und zur fiskalisch motivierten Frage führen könnte, welche Finanzmittel denn überhaupt für die Erhaltung von Archivalien oder gar die Unterhaltung von Archiven gerechtfertigt seien. Andererseits scheint es mir durchaus legitim und auch realistisch zu sein, Archivwürdigkeit nicht absolut zu definieren, sondern graduelle Abstufungen zuzulassen bzw. zur Kenntnis zu nehmen. Konkret: Für die Erhaltung historisch wertvoller Akten (wie etwa der legendären Kahnakten) ist die Investition erheblicher Beträge wohl unumstritten, während jedem/r Kollegen/in aus der eigenen Bewertungspraxis wahrscheinlich etliche "Wackelkandidaten" in Erinnerung sind, deren Einstufung als archivwürdig erst nach mehr oder weniger ausgeprägten Zweifeln über den historischen Erkenntniswert erfolgte und eventuell bei starkem Schimmelbefall o.ä. Schäden fachlich begründet auch hätte unterbleiben können.

Im übrigen wären die Archive vielleicht gar nicht schlecht beraten, möglichen fiskalischen Zumutungen durch die fachlich fundierte Einbindung von Kosten-Nutzen-Erwägungen in das Bewertungsgeschäft offensiv und unaufgefordert zu begegnen.